Die Leserinnen und Leser wünschen sich mehr Regionales, Sachthemen und Recherchen
405 Personen aus Nid-, Obwalden und Uri haben sich an einer Leserumfrage beteiligt. Die Auswertung der Anmerkungen und Kritik zeigt, dass die Zeitung geschätzt wird, gibt aber auch konkrete Impulse für Verbesserungen.

Die Leserinnen und Leser wünschen sich mehr Regionales, Sachthemen und Recherchen
405 Personen aus Nid-, Obwalden und Uri haben sich an einer Leserumfrage beteiligt. Die Auswertung der Anmerkungen und Kritik zeigt, dass die Zeitung geschätzt wird, gibt aber auch konkrete Impulse für Verbesserungen.

Was bedeutet mir diese Geschichte?
Neu im Journalismus und neu in der Region habe ich mich oft gefragt: Was interessiert die Leserinnen und Leser überhaupt. Dass es dazu keine konkreten Umfragen des Medienunternehemens gibt, hat mich dann mehr als überrascht. Denn angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage der grossen Schweizer Medienunternehmen, sollte die Suche nach Verbesserungspotenzial eine Selbstverständlichkeit sein.
Die Umfrage, die ich mit meiner Redaktion durchführte, wirft zwei grosse Fragen auf:
Ob das Konzept eines grossen, schweizweit identischen Mantelteils und einer lediglich zwei- bis dreiseitigen Regionalbeilage überdacht werden sollte.
Und ob, angesichts des starken Wunsches nach mehr Recherche und Hintergrundwissen, eine Tageszeitung überhaupt noch das richtige Modell für Regionaljournalismus ist.
Anfang des Jahres haben wir Sie – liebe Leserinnen und Leser – gefragt, wie Ihnen der Regionalteil unserer Zeitung gefällt. Nun fassen wir für Sie die Ergebnisse zusammen. 405 Personen aus der Region haben abgestimmt, und unsere Redaktion hat sich über diese rege Teilnahme sehr gefreut. Dabei war uns aber von Anfang an klar, dass wir nicht nur positive Rückmeldungen erhalten würden.
Umso wichtiger war es für uns, konkret zu wissen, welche Themen Sie bewegen. Denn unsere Online-Auswertungen zeigen uns jeweils, dass beispielsweise Kurzmeldungen zu Unfällen sehr beliebt sind, geben uns aber wenig Aufschluss darüber, welche Artikel in der gedruckten Zeitung geschätzt werden.

Regionalteil ist das Argument für ein Abonnement
Aus Ob- und Nidwalden nahmen 295 Personen an der Umfrage teil, davon sind 53 Prozent 50- bis 70-jährig und 27 Prozent älter als 70 Jahre. Jüngere Leser und Leserinnen haben also nur zu einem sehr geringen Anteil mit ihrer Meinung zur Umfrage beigetragen. 86 Prozent der Abstimmenden sind seit bereits mehr als fünf Jahren Abonnenten und Abonnentinnen.
Gefreut hat uns, zu erfahren, dass Ihnen die regionalen Seiten wichtig sind: Rund die Hälfte der Leserschaft abonniert die Zeitung hauptsächlich wegen der regionalen Berichterstattung, der anderen Hälfte gefällt der Regionalteil ebenfalls, sie schätzt aber auch die Kombination mit nationalen Artikeln.

Dabei kritisieren Sie allerdings die Abopreise der Zeitung. Denn auch unsere Zeitung spürt den Druck, unter dem der Schweizer Journalismus steht, und so kam es zu leichten Preisanpassungen. Wir können nachvollziehen, dass dies zu Unmut führt.
Auch die Zustellung der Zeitung, die teilweise erst am Mittag erfolgt, ist für Sie ein wunder Punkt. Dies liegt daran, dass einige Haushalte per Post beliefert werden und die Schweizer Post per Gesetz zu einer Zustellung bis spätestens 12.30 Uhr verpflichtet ist. Dass die fehlende Zeitung zum Kafi am Morgen ein Wermutstropfen ist, können wir gut verstehen.
Trotzdem fühlen Sie sich durch unsere Zeitung recht gut über die Region informiert: Im Durchschnitt haben Sie uns in dieser Frage mittelmässig gut bewertet (Wert 6, Skala 1–10), wobei die Mehrheit von Ihnen die Berichterstattung zufriedenstellend bis gut findet. Die Umfrage zeigt, dass Sie sich darüber hinaus allerdings eine stärkere Regionalität wünschen.

Dabei meint die Nidwaldner Leserschaft, es gebe zu viele Obwaldner Artikel, was andersherum jedoch ebenso der Fall ist. Dazu zwei Aussagen: «Nidwalden wird vernachlässigt. Im Gegensatz zu Obwalden.» und «Bitte mehr Beiträge über Obwalden! Es werden bedeutend mehr Beiträge über Nidwalden geschrieben als über Obwalden.»
Hard Facts bewegen
Die Top-Themen, für die Sie sich sehr interessieren, sind: Politik, Gemeindeentwicklung/Bauprojekte, Wirtschaft und Natur sowie Umwelt. Die hohe Relevanz von Sachthemen zeigt sich auch in der Lesermeinung: «Politische Themen aus der Gemeinde sollten mehr Gewichtung bekommen. Dabei sollten auch die kleineren Gemeinden nicht zu kurz kommen», so eine Lesermeinung.

Das zeigt sich auch darin, dass Sie sich mehr Berichterstattung wünschen, die die Arbeit der kantonalen Vertreter in der Bundespolitik und direkt aus dem Kantonsparlament zeigt. Allerdings ist dieser Wunsch in Obwalden und Uri stärker als in Nidwalden.
Auf diese Präferenz von Sachthemen folgen «weichere» Themen, wie menschliche Geschichten und Kulturelles. Es gibt andererseits aber auch Lesende, die finden: «Generell mehr über Kultur berichten – das ist der lokale Kitt und wichtig für die Menschen!» Der Kommentar «Kritische Beiträge zu Kultur und Kunst fehlen fast ganz.» regt an, dass es vielleicht nicht unbedingt mehr, sondern eine andere kulturelle Berichterstattung braucht.
Vertieftere Geschichten erwünscht

Das Nidwaldner Meinungsbild zu der generellen Themensetzung unterscheidet sich kaum von Obwalden und Uri. Und auch eine interkantonale Auswertung nach Altersklassen zeigt ein ähnliches Stimmungsbild. Allerdings haben die wenigen Unter-30-Jährigen (13 Teilnehmende) ein etwas grösseres Interesse für menschliche Geschichten und Artikel zu Natur und Umwelt.
Die Vereinsberichterstattung wird insgesamt sehr geschätzt, über 100 Personen haben hier eine Relevanz von 10 angegeben, der Durchschnitt liegt bei rund 7 (Skala: 1–10). Allerdings zeigen uns Kommentare wie «Breitere Vereinsberichterstattungen, zu viel von Schiessvereinen und Schwingen … Es gibt so viele Vereine und Gruppen in Nidwalden, die organisieren gute und interessante Veranstaltungen …», dass hier mehr Diversität gewünscht wird.
Was den Stil und die Länge der Artikel betrifft, sind Sie zufrieden. Spannend für uns ist jedoch, dass rund ein Drittel sich mehr Komplexität wünscht. In diesem Sinne werden auch mehr Hintergrundrecherchen und Reportagen gewünscht. Ein Kommentar drückt dieses Bedürfnis in Bezug auf die politische Berichterstattung so aus: «Wenn es um politische Themen geht, geht es mehr um Finanzen und um die Position verschiedener Parteien als um die Sache selbst.»

«Vertieftere Recherchen machen unseren Redaktorinnen und Redaktoren natürlich selber grosse Freude», sagt Redaktionsleiter Florian Arnold. «Man darf dabei einfach nicht vergessen, dass wir als Tageszeitung unsere begrenzten Ressourcen sehr gezielt einsetzen müssen. Wir können es uns nicht leisten, dass der Briefkasten zugunsten einer grossen Recherche an einem Wochentag leer bleibt.»
Zusammengefasst zeigt die Umfrage, dass der Grossteil der Leserschaft mit unserer Ausrichtung der Zeitung zufrieden ist, es aber immer noch Luft nach oben gibt. Und wenn auch Kommentare wie «Danke & weiter so» dabei sind, motiviert das unsere Redaktion, wie Redaktionsleiter Florian Arnold meint: «Die Resultate der Umfrage bestärken uns in unserer täglichen Arbeit und sie zeigen uns auf, wo wir noch an unserer Zeitung arbeiten können. Wir nehmen uns dies zu Herzen.»